Arthrose,  Gelenkprobleme,  Hundephysiotherapie,  Übergewicht

Übergewicht beim Hund

Heute geht es ums Thema Übergewicht beim Hund. Das Thema ist bei mir selber momentan hochaktuell, da ich bei der letzten tierärztlichen Kontrolle meiner Hündin fast in Schnappatmung ausgebrochen bin bei der Zahl, die die Tierarztwaage angezeigt hat. Meine Hündin wurde diesen Frühling wegen einer Gebärmutterentzündung kastriert, nun haben wir den Gewichts-Salat. Bis anhin dachte ich nicht im Traum daran, dass meine Hündin mal ein Gewichtsproblem entwickelt, da sie vor der Kastration kaum etwas gefressen hat, das nicht vorher vorgekaut und auf dem Silbergäbelchen präsentiert wurde. Nun frisst Madame sogar Trockenfutter, das lieblos in den Napf geschmissen wird. Zugegeben, das macht das Leben für mich etwas einfacher. Ich muss mir nicht mehr überlegen, wie ich meinen Hund mit Futterbeutel, Futter verstecken, Futter im Garten verstreuen etc. dazu bewegen muss, ein paar Happen zu sich zu nehmen. Der Prozess der Gewichtszunahme kam schleichend und wurde von mir – Schande über mich – anfangs total übersehen. Umso ernüchternder war dann eben die Tierarztkontrolle und die böse Waage dort.

Nun, mit Disziplin und ein paar Tricks haben wir das Problem gut in den Griff bekommen und die Waage zeigt wöchentlich etwas weniger an. Was Übergewicht beim Hund bedeutet, wie man es beheben und vorbeugen kann, beschreibe ich nun hier.


Wie erkennt man Übergewicht?

Wie es bei mir der Fall war, ist Übergewicht nicht immer einfach zu erkennen. Der Prozess kommt meist schleichend, das Auge des Hundehalters gewöhnt sich an den Anblick des plötzlich rundlicher werdenden Hundes.

Von Übergewicht spricht man, wenn das Gewicht des Hundes 10% über seinem Normalgewicht liegt. Das bedeutet, bei 20 Kilo Normalgewicht, gelten 22 Kilo als Übergewicht. Bei 25-30% über Normalgewicht sprechen wir bereits von Adipositas.

Wenn plötzlich das Halsband oder das Brustgeschirr eng wird, gibt das schon mal Anlass zu einer Gewichtskontrolle. Auch eine verminderte Bewegungslust oder sogar Kurzatmigkeit kann ein Anzeichen für Übergewicht sein.

Bildquelle: vdh.de

Es gibt zwar innerhalb der Rassebeschreibungen ein Idealgewicht für Rüden und Hündinnen, die Unterschiede im Körperbau innerhalb einer Rasse können eine Ermittlung des Idealgewichts jedoch ziemlich erschweren. Als Idealgewicht für einen Deutschen Schäferhund gilt beispielsweise «je nach Geschlecht: 22 bis 40 Kilogramm». Dann gibt es ganz viele Mischlingshunde, wo ein Idealgewicht schwer zu ermitteln ist. Darum gibt es den sogenannten Body Condition Score für Hunde (siehe Grafik). Damit kann anhand von Rippen, Taillenform und Bauchlinie das Idealgewicht optisch ermittelt werden.


Wie entsteht Übergewicht?

Das ist ähnlich wie bei uns Menschen. Übergewicht kann durch Krankheiten entstehen (hormonelle Erkrankungen, Arthrose), eine Folge des Alters sein oder einfach durch Bewegungsmangel und Kalorienüberschuss entstehen. Oft sind zu grosse Futtermengen oder falsches Futter für Übergewicht verantwortlich. Auch das unbedachte Füttern mit Leckerchen und Kauartikeln oder durch das Füttern von Tischresten können zu Übergewicht führen. Oder, wie in meinem Fall, kann eine Kastration zu Gewichtszunahme führen. Das liegt daran, dass die Sexualhormone an der Regulation von Appetit und Stoffwechsel mitbeteiligt sind.


Welchen Einfluss hat Übergewicht auf die Gesundheit des Hundes?

Folgende Folgeerkrankungen kann Übergewicht nach sich ziehen:

  • Herz-/Kreislaufprobleme
  • Diabetes Mellitus
  • Erhöhtes Narkose- und Operationsrisiko
  • Leberverfettung
  • Erhöhtes Tumorrisiko
  • Atembeschwerden
  • Vermehrte Hauterkrankungen
  • Starke Belastung für den Bewegungsapparat -> Überbelastung von Sehnen und Gelenken, fördert früheres Entstehen von Arthrose

Wie kann man Übergewicht bei Hunden bekämpfen?

Das ist eigentlich ganz einfach:

  1. Kalorienzufuhr vermindern
  2. Energieverbrauch erhöhen

Beide Massnahmen sind dabei gleich wichtig!


Was ist bei einer Gewichtsreduktion zu beachten?

Die Gewichtsabnahme soll möglichst langsam und regelmässig erfolgen. Grundsätzlich gilt: der Hund sollte pro Woche ungefähr 1-3% seines Gewichts verlieren. Zu schnelles Abnehmen geht oft auch mit Muskelverlust einher. Die Muskulatur ist wichtig für die Leistungsfähigkeit des Hundes.

Am Besten lässt man seinen Hund vor einer Diät vom Tierarzt checken. So können von Anfang an Krankheiten als Grund für Übergewicht ausgeschlossen werden und der Tierarzt kann einen angepassten Diätplan erstellen.


Wie kann ich meinen Hund beim Abnehmen unterstützen?

Als erstes wird das Futter geprüft. Ist das Futter angemessen für den Energiebedarf meines Hundes? Dies hängt von Hund zu Hund von verschiedenen Faktoren ab und wird am besten mit dem Tierarzt oder einem Hunde-Ernährungsberater geklärt. Falls das Futter passt, füttere ich die richtige Menge? Oft wird mit einem Portionierbecher oder sogar nur von Augenmass gefüttert. Effektiver ist, die Futterportionen abzuwägen. Während der Diätphase bekommt der Hund natürlich weniger Futter als auf der Packung als Tagesration angegeben ist. Die tägliche Futterration kann auf 3 – 4 Mal pro Mahlzeiten aufgeteilt werden. So bleibt der Hundemagen nicht so lange leer.

Es hilft auch, sich aufzuschreiben, wie oft und welche Leckerchen der Hund pro Tag bekommt. Gibt es gesündere Alternativen? Viele Hunde mögen beispielsweise Äpfel oder Karotten, die sich super auch als Leckerchen eignen. Oder ein Teil der täglichen Futterration wird als Belohungsleckerchen abgezwackt.

Die zweite wichtige Komponente, neben dem Futter, ist Bewegung. Bei einem Hund, der massives Übergewicht hat, oder von Natur aus eher ein «Couchpotato» ist, fängt man natürlich nicht direkt mit 10 Kilometer joggen oder neben dem Fahrrad herlaufen an. Aber man kann die täglichen Spaziergänge nach und nach zeitlich ausdehnen. Oder man baut 1-2 kürzere Spaziergänge pro Tag mehr ein. Das Bewegungstraining soll sich mit dem Lauf der Zeit steigern, anfangs auf keinen Fall übertreiben!


Wie kann Physiotherapie helfen?

Ich erarbeite einen adäquaten Bewegungsplan, sowohl für Konditions- als auch für Muskelaufbautraining. Auch hier werden die Übungen langsam gesteigert. Ich passe den Plan auf die Bedürfnisse des Hundes, seine Rassedispositon und seinen Körperbau sowie auch die Lebensumstände des Halters an. Ich achte besonders darauf, dass das Bewegungstraining die Gelenke und Sehnen nicht noch zusätzlich belastet, sondern der Hundekörper auf schonende und gesunde Weise an die vermehrte Bewegung gewöhnt wird.

Auf meinen Physiospaziergängen, zeige ich dem Hundehalter, welche Übungen der Hund draussen in der Natur auf den täglichen Spaziergängen machen kann, um die Gewichtsabnahme ebenfalls auf eine gesunde Weise zu unterstützen.


Wichtig: Die Gewichtsabnahme soll nicht zu schnell erfolgen. Das heisst, eine Diät kann schon mal ein paar Monate dauern. Hier heisst es für den Hundehalter: nicht aufgeben und sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen! Denkt an die Gesundheit des Hundes, er wird es euch danken.


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