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Die physiotherapeutische Befundaufnahme

Als Hundehalter kann man sich gar nicht so richtig vorstellen, was in der Hundephysiotherapie alles passiert und wie so eine Stunde abläuft. Darum drehen sich meine nächsten Blogbeiträge um die Themen: Befundaufnahme, Rehabilitation und Massage.


Beim ersten Termin bei mir in der Praxis mache ich erstmal eine physiotherapeutische Befundaufnahme. Darauf baue ich den Behandlungsplan auf. Je nach dem setzt sich die weitere Behandlung zusammen aus Muskelaufbau-, Koordinations-, Bewegungs- und/oder Konditionstraining sowie diversen manuellen und gerätegestützten Techniken.

Heute gehe ich aber erst einmal näher auf den Punkt «Befundaufnahme» ein.

Man mag sich nun fragen, warum überhaupt eine Befundaufnahme nötig ist, wenn der Hund bereits beim Tierarzt war. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:

  1. Der Tierarzt konnte keinen eindeutigen Befund stellen.
  2. Der Hund wurde noch nicht tierärztlich abgeklärt, d.h. es liegt gar kein Befund vor.
  3. Pathologischer Befund ist nicht gleich physiotherapeutischer Befund. Ein Hund kann zwar unter einem akuten Kreuzbandriss leiden, gleichzeitig aber auch bereits Folgeerkrankungen durch Fehlbelastung haben.
  4. Für den Heilungsverlauf ist es wichtig, den ganzheitlichen, aktuellen Ist-Zustand des Hundes zu ermitteln.

Wie läuft eine Befundaufnahme ab?

Als erstes: Die Befundaufnahme braucht Zeit. So müssen mindestens 60 – 90 Minuten dafür eingeplant werden. Die Dauer der Befundaufnahme hängt auch vom mentalen Zustand des Hundes ab. Ein ängstlicher Hund, der schwer Vertrauen aufbaut, braucht mehr Zeit als ein Hund, der von Anfang an Vertrauen zu mir hat und «gut mitmacht». Dabei ist mir vorallem wichtig, dass kein Hund überfordert wird. Bei sehr ängstlichen Hunden mache ich im Zweifelsfall erst einmal eine Kennenlernstunde, wo ich nur vertrauensaufbauende Massnahmen ergreife und noch gar keine taktile Manipulation am Hund vornehme.


Anamnese

Am Anfang der Befundaufnahme führe ich eine ausführliche Befragung des Hundehalters durch, die sogenannte Gesundheits- und Funktionsanamnese. Diese gibt mir Auskunft darüber, welche Beschwerden der Hund aktuell hat, welche Medikamente er einnimmt, welche anderen Erkrankungen vorliegen, wie der Tagesablauf des Hundes aussieht, wie er im Alltag auszuführende Bewegungen meistert etc. Während dieser Zeit kann sich der Hund in aller Ruhe in der Praxis umsehen und sich auch mit mir vertraut machen.


Adspektion

Nach der Befragung des Hundehalters erfolgt der Sichtbefund, die sogenannte Adspektion. Dabei schaue ich darauf, ob mir in den Bewegungsabläufen des Hundes etwas Ungewöhnliches auffällt, ob Proportionsanomalien in der Muskulatur oder Anomalien in der Körperhaltung vorliegen. Ebenfalls schaue ich mir den Zustand des Fells und der Haut an und schaue dem Hund auch in Mund, Nase und Ohren was mir ggf. weitere Hinweise auf die Gesundheit des Hundes gibt.


Palpation

Nach dem Sichtbefund folgt der Tastbefund, die Palpation. Für mich der wichtigste Bestandteil der Befundaufnahme. Dabei taste ich den Hund erst einmal im Seitenvergleich ab um eventuelle Schwellungen, Muskelverspannungen oder Temperaturunterschiede zu erfühlen.


Funktionelle Tests

Mit funktionellen Tests mache ich mir danach ein noch genaueres Bild über den Hundekörper. Ich teste auf Hautverklebungen und bewege alle Gelenke durch, um das Bewegungsausmass des jeweiligen Gelenks zu testen. Bei Schmerzen teilt mir der Hund das mit, indem er das Gelenk gar nicht durch mich passiv bewegen lässt sondern aktiv gegen diese Bewegung vorgeht, in dem er die Muskulatur anspannt oder die betroffene Gliedmasse sogar wegzieht. Ich teste nicht nur die Gelenke der Gliedmassen, sondern natürlich auch die Wirbelsäule.

Je nach Erkrankung oder Alter des Hundes mache ich noch weitere Befunde, beispielsweise einen neurologischen Befund bei Nervenerkrankungen oder einen Atembefund bei Herz-/Lungenerkrankungen etc.


Physiotherapeutischer Befund

Alle Erkenntnisse aus der Anamnese, der Adspektion und der Palpation notiere ich mir auf einem Befundaufnahmeblatt. Mit diesen Ergebnissen, also dem physiotherapeutischen Befund, erarbeite ich den Behandlungsplan, welchen ich mit dem Hundehalter bespreche. Daraus ergeben sich die Zielsetzung der Physiotherapie, die therapeutischen Massnahmen, Tipps bzw. Hausaufgaben für zuhause sowie eine Empfehlung über Häufigkeit und Dauer der physiotherapeutischen Massnahmen.


Wie geht es weiter?

Der Hund wird entsprechend seiner Erkrankung, seiner Konstitution und den Behandlungszielen behandelt. Dabei arbeite ich mit Koordinations-, Bewegungs- und Muskelaufbautrainings sowie manuellen und gerätegestützten Techniken. Welche das genau sind und wie die funktionieren, nächste Woche auf diesem Kanal.

Die Befundaufnahme und natürlich auch die nachfolgenden Behandlungen führe ich auch gerne bei Ihnen zuhause durch!

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