Bandscheibenvorfall beim Hund
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Bandscheiben sitzen zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule und dienen als «Puffer» bzw. als Stossdämpfer und ermöglichen die Bewegung der einzelnen Wirbelkörper untereinander. Bei einem Bandscheibenvorfall tritt Bandscheibengewebe aus dem gallertartigen Kern der Bandscheibe aus und drückt auf das Rückenmark und auf die Nerven. Das heisst, die Nerven funktionieren nicht mehr richtig, je nach dem treten sogar mehr oder weniger stark ausgeprägte Lähmungserscheinungen in den Vorder- oder Hintergliedmassen auf, je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalls.
Etwa 15% der Bandscheibenvorfälle beim Hund betreffen die Halswirbelsäule, ca. 75% betreffen die Brust- oder Lendenwirbelsäule.
Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Es gibt verschiedene Ursachen für einen Bandscheibenvorfall. Über- und Fehlbelastung, ein schwaches Bindegewebe und Übergewicht können Bandscheibenvorfälle begünstigen. Eine altersbedingte Abnutzung der Bandscheiben kann ebenfalls einen Vorfall verursachen.
Aber sie treten auch rassebedingt genetisch auf, oft bei Rassen mit kurzen Beinen und einem langen Rücken, z.B. bei Dackel (Dackellähme), Französische Bulldogge, Pudel oder Beagle. Aber auch andere Rassen wie beispielsweise Basset, Schäferhund und Cocker Spaniel weisen eine erhöhte Disposition für Bandscheibenvorfälle auf.
Welche Symptome deuten auf einen Bandscheibenvorfall hin?
Die Symptome hängen vom Schweregrad des Vorfalls ab und an welcher Stelle das Bandscheibenmaterial auf das Rückenmark drückt. Erste Anzeichen sind meistens Schmerzen, allgemeine Bewegungsunlust und Druck-/Berührungsempfindlichkeit. Meistens ist eine Erwärmung an der betroffenen Stelle spürbar und die Rückenmuskulatur ist stark verspannt. Je nach dem knickt der Hund in den Hinterläufen ein oder er hat Gleichgewichtsprobleme.
Bei schweregradigeren Vorfällen können – wie oben erwähnt – Lähmungserscheinungen auftreten, oft mit Pfotenschleifen verbunden. Bei einem Vorfall in der Halswirbelsäule ist eine Lähmung aller vier Gliedmassen möglich.
Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?
Die Symptome sind meist eindeutig, trotzdem ist ein MRT oder CT unerlässlich. Nur so kann der Schweregrad des Vorfalls eindeutig festgestellt werden und gibt dem Chirurgen die Information, wo das Bandscheibenmaterial auf die Wirbelsäule drückt, d.h. wo die Wirbelsäule operativ entlastet (Dekompression) werden muss.
Wie wird ein Bandscheibenvorfall behandelt?
Die Behandlung hängt vom Schweregrad und dem Ausmass der neurologischen Probleme ab. Wenn der Hund gelähmt ist, wird auf jeden Fall operiert. Wenn der Hund jedoch «nur» unter Schmerzen und Koordinationsproblemen leidet, erfolgt die Behandlung zunächst konservativ mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmer. Allerdings muss der Hund in dieser Phase absolut ruhig gehalten werden, lediglich kurze Spaziergänge zum Versäubern an der Leine sind erlaubt.
Wie kann Physiotherapie helfen?
Falls der Vorfall konservativ behandelt wird, konzentriert sich die Physiotherapie vorallem auf das Ruhighalten und das Schmerzmanagement des Hundes. Die Gelenke werden durch den Physiotherapeuten vorsichtig bewegt sowie die Muskulatur durch Massagen entspannt.
Nach einer allfälligen Operation wird in der Physiotherapie vorallem auf die Wiederherstellung der Beweglichkeit, des Gleichgewichtssinns und der Koordination hingearbeitet. Dies durch passive Bewegungen, Massagen und auch durch aktive Bewegung (der Hund bewegt sich aus eigener Kraft). Je nach Schweregrad der neurologischen Ausfälle, wird der Hund anfangs auf seine Beine gestellt und darf mit Unterstützung ein paar Schritte laufen. Mit gezielten Übungen werden Gleichgewicht und Koordination gefördert. Auch der Halter ist hier gefordert, denn die tägliche Umsetzung der Hausaufgaben ist enorm wichtig.
Physiotherapie nach einem Bandscheibenvorfall ist unbedingt empfohlen. Aus meiner Erfahrung können mit Physiotherapie, auch nach einem schweren Bandscheibenvorfall mit Lähmungen, schnell und nachhaltig massive Fortschritte erzielt werden.
