
Die Herausforderung bei Hundebegegnungen
Wir alle kennen sie: die berühmt-berüchtigten „Tutnixe“. Heute hatten mein Mann und ich wieder so eine typische Begegnung. Zwei ältere Damen kamen uns entgegen, jede mit mehreren kleinen Hunden, alle unangeleint. Die beiden schienen weder willens noch in der Lage, ihre Hunde schnell anzuleinen. Nicht dass sie es überhaupt versucht hätten, aber sei’s drum.
Wir waren mit unseren beiden Hunden unterwegs, beide angeleint weil wir direkt an einem stark befahrenen Parkplatz liefen, der Gehweg zusätzlich von Radfahrern genutzt wird. Also doppelt sinnvoll, unsere Hunde an der Leine zu lassen.
Die Begegnung lief – wie so oft – nach dem bekannten Muster: Eine der Damen schaute uns an und sagte: «Sie müssen keine Angst haben, meine tun nichts.»
Aber es geht gar nicht um Angst. Es geht darum, dass wir keinen Kontakt wünschen – und zwar aus gutem Grund. Unsere Hündin ist krank, sie hat einen Tumor. Hundekontakte stressen sie aktuell sehr.
Einer der kleinen Hunde kam trotzdem auf sie zu. Die Dame lachte und meinte: «Ach, die Kleine mag Jagdhunde einfach sehr.»
Ich habe sie freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass meine Hündin krank ist und keinen Kontakt möchte. Immerhin: Sie hat ihren Hund dann tatsächlich zurückgerufen.
Trotzdem belasten mich solche Begegnungen, auch wenn „nichts passiert“. Denn ich frage mich: Warum muss ich mich rechtfertigen, wenn ich keinen Kontakt wünsche?
Gerade mit grossen Hunden ist die Situation oft verzwickt. Wenn meine Hündin sich unwohl fühlt und vielleicht mal knurrt oder schnappt – oder mein Rüde mit seinen grossen Pfoten zu ruppig aufkommt – bin ich die Böse. Dann heisst es schnell: «Der grosse Hund hat den kleinen verletzt.»
Ich verstehe nicht, warum es so schwierig ist, anderen Hundehalter:innen mit Respekt zu begegnen. Wenn meine Hunde im Freilauf unterwegs sind und mir jemand mit angeleintem Hund entgegenkommt, rufe ich meine Hunde sofort zu mir und leine sie an – aus Rücksicht und Höflichkeit. Das dauert bei zwei Hunden eben auch etwas länger. Aber kaum jemand wartet bis meine beiden Hunde gesichert sind. Stattdessen rauscht man einfach an uns vorbei. Schlussendlich sind wir dann alle gestresst. Ich, meine Hunde, der andere Hund und der andere Hundehalter schnauzt mich an, weil meine Hunde nicht angeleint sind. Das kann doch nicht sein, dass so wenig Verständnis da ist.
Ich habe absolut Verständnis, wenn beispielsweise ein junger Hund mal ausflippt und nicht auf den Rückruf hört. Das lässt sich in den meisten Fällen gut im Gespräch klären. Aber Ignoranz, Gleichgültigkeit – oder gar Vorwürfe, weil meine Hunde an der Leine sind? Das ist einfach nur frustrierend.
Was ich euch mitgeben möchte
Hundebegegnungen sind selten „neutral“. Für viele Hunde – und ihre Menschen – bedeuten sie Stress, Unsicherheit oder schlicht: Überforderung. Deshalb ist es vollkommen in Ordnung, wenn du Begegnungen bewusst vermeidest oder kontrollierst. Du musst dich nicht erklären, nicht entschuldigen und schon gar nicht rechtfertigen.
- Der Wunsch nach keinem Kontakt ist vollkommen legitim
Du musst dich nicht rechtfertigen, wenn du keinen Kontakt mit anderen Hunden möchtest.
Das ist weder unhöflich noch „asozial“, sondern verantwortungsvoll – gegenüber deinem Hund und dir selbst. Es gibt unzählige Gründe, warum ein Hund keinen direkten Kontakt möchte: Krankheit, Alter, Reaktivität, Trauma, Schutzverhalten, Training, Tagesform … oder schlicht: Weil ihr gerade keine Lust habt.
Das ist okay. - Wenn dein Hund bellt – dann kommuniziert er
Viele Menschen schämen sich, wenn ihr Hund an der Leine bellt oder knurrt – besonders in der Öffentlichkeit. Aber: Bellen ist Kommunikation. Dein Hund sagt:
„Das ist mir zu viel.“
„Ich brauche Abstand.“
„Ich fühle mich unwohl.“
Ist das nicht super ? Er spricht mit dir! Viel schlimmer wäre, wenn er sich innerlich abschaltet, resigniert oder im Notfall sogar „aus dem Nichts“ eskaliert, weil vorher keiner hingehört hat.Also: Danke, Hund.
Und danke dir, wenn du hinsiehst und zuhörst, statt dich dafür zu schämen. - Du darfst deinen Hund schützen – ohne schlechtes Gewissen
Du bist nicht „übervorsichtig“, wenn du Distanz herstellst.
Du bist nicht „unfreundlich“, wenn du andere freundlich bittest, ihre Hunde zurückzurufen.
Und du bist nicht „kompliziert“, wenn du einfach keine Interaktion möchtest.Du bist ein Mensch, der Verantwortung übernimmt – und das ist genau das, was dein Hund von dir braucht.
Was dir helfen kann:
- Vorbereitung durch Training: Signale wie „Hinter mich“, „Schau mich an“, „Weiter“ oder ein Umorientierungs-Signal geben deinem Hund in stressigen Momenten eventuell Halt.
- Management ist keine Schwäche: Sichtzeichen, Distanz, kurze Pausen, klare Routen – das ist gutes und verantwortungsvolles Handeln, kein Ausweichen.
- Reflektiere, aber verurteile dich nicht: Manchmal geht was schief. Manchmal wird’s laut. Das gehört dazu.
- Such dir Gleichgesinnte: Menschen, die dich und deinen Hund verstehen, sind Gold wert. Und sie zeigen dir: Ihr seid nicht allein.
Abschliessend: Du darfst für deinen Hund einstehen – immer.
Dein Hund muss nicht „funktionieren“. Er muss auch nicht jeden mögen, und nicht jede Situation „aushalten“. Er muss nicht still sein, wenn ihm etwas zu viel ist.
Was er braucht, ist dich – als seinen sicheren Ort, als liebevolle Stimme, die sagt:
„Ich sehe dich. Ich schütze dich. Ich nehme dich ernst.“
Und wenn du das tust – dann macht ihr schon vieles richtig.
Du bist nicht allein – komm in unsere Leinenpöblergruppe!
Wenn du dir mehr Sicherheit im Umgang mit schwierigen Hundebegegnungen wünschst – oder einfach Menschen suchst, die dich verstehen – dann ist meine Leinenpöblergruppe genau das Richtige für dich.
📍 Ort: Chur bis Altstätten
🗓️ Wann: alle zwei Wochen
💬 Was erwartet dich:
- kontrollierte Begegnungssituationen
- Training von Alternativverhalten (z. B. Orientierung am Menschen, Abbruchsignale, Distanzmanagement)
- Den eigenen Hund lesen lernen und seine Bedürfnisse verstehen.
- Raum für Austausch, Verständnis und das gute Gefühl: „Ich bin nicht allein mit meinem Thema.“
Ganz egal, ob dein Hund bellt, ausrastet oder einfach nur unsicher ist – ihr seid willkommen. Wir arbeiten in kleinen Gruppen, individuell und mit viel Ruhe. Und vor allem: ohne Druck, ohne Bewertung.
Schreib mir gern, wenn du mehr erfahren möchtest oder einfach mal reinschnuppern willst!


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